Samstag, 28. September 2013

Anfassen erlaubt, berühren verboten! ;-)

Jan weiß genau, wo welches Holzklötzchen
 hingehört; Draufsetzen ist grundsätzlich erlaubt.
... Fortsetzung von Mittwoch: War nach der Amtsstunde mit Matthias beim Künstler Jan de Weryha-Wisoczanski zu Gast. Jan hatte mich eingeladen, ihn und seine Sammlung zu besuchen. Der gebürtige polnische Bildhauer zeigte uns seine Skulpturen, die in den Räumen des ehemaligen Lager des Schlosses Bergedorf untergebracht sind.
Sein interessanter Ansatz: Das Holz in seiner Ursprünglichkeit soweit als möglich zu belassen. Jan nimmt sich nur das Recht heraus, drei Varianten an Bearbeitung vorzunehmen: Sägen, Spalten, Brechen. Maximal verkohlt er das Holz, aber weder imprägniert noch lackiert er es. Meiner Anmerkung, dass seine Kunstwerke teilweise in ihrer akribisch konstruierten Bauart doch ein klein wenig "zwänglerisch" wirken, hat er nicht widersprochen :-) Manches sieht aus wie Minimal Music in bildende Kunst übertragen... ich kann seinen Holzskulpturen viel abgewinnen, sie tun gut.
Die Sammlung kann übrigens nach Vereinbarung besichtigt werden.
Im strömenden Regen besuchte ich Bardos Oktoberfest, bei dem alle, die im Schloss arbeiten, eingeladen waren und bis auf ca. vier alle das Gartenhäuschen bevölkerten. Bardos Käsespätzle, außerdem noch Weißwürste, Laugengebäck usw. fanden regen Zuspruch. Da es sich um eine private Party handelte, fotografierte ich nicht. Bardo filmte mich beim Singen und Gitarrespielen, vielleicht lässt er mir ja ein Foto für den Blog zukommen? Detlev nannte mich eine "Wundertüte" und meinte es als Kompliment. Hat auch noch nie jemand zu mir gesagt! :-) Apropos Wunder: Hab ich schon erzählt, dass Bardo vor ein paar Jahren den "Logical Song" bei einem Roger Hodgson-Konzert gesungen hat und seit damals mit Roger quasi superdick befreundet ist? (Also soweit man mit so jemanden superdick befreundet sein kann...)
Die gute Resa führte uns nach Hause. Das war toll, aber kaum, dass sie weg war, kam ich drauf, dass ich meinen Schlüsselbund im Schloss vergessen hatte. Musste meine liebe Vermieterin rausläuten - wie peinlich... Sie war zum Glück noch auf und ließ mich rein, ohne zu murren oder sich über mich lustig zu machen!
Arne Dornquast ist ein Politiker zum Anfassen und eine alle(s)
überragende Persönlichkeit (rechts Gabriela Brockmann).
(Falls es jemanden interessiert: Ich schreibe diesen Blog-Eintrag auf dem verbleibenden Drittel (links außen) meines Laptop-Monitors, was total mühsam ist...)
Am Donnerstag kam ich rechtzeitig zum gemeinsamen Mittagessen mit Matthias und Stefan ins Schloss. Multitalent Stefan hab ich noch gar nicht erwähnt, er ist der Hausmeister des Schlosses und kann eigentlich alles: Tischlern, Didgeridoos und Flöten bauen und spielen, mit Klangschalen massieren, nett sein :-)). Noch schnell ein Zigaretterl im Schlosshof und dann war ich schon wieder zu spät bei meinem nächsten Termin: Bezirksamtsleiter Arne Dornquast empfing mich auf Vermittlung seiner freundlichen Frau Brockmann in seinem herrschaftlichen Büro und zeigte mir seinen Spiegelsaal. Schade, dass der Saal nicht öfter und intensiver genutzt werden kann; der schöne Holzboden ist nicht mehr so belastbar ist...  Bei einer Tasse Darjeeling diskutierten wir vom Nordirlandkonflikt über Spezialausdrücke auf Platt bis zur genderneutralen Schreibweise alle möglichen und unmöglichen Themen. (Jetzt weiß ich auch, warum er mir seinen alten Schreibtisch überlassen hat: u.a., weil  er es unpraktisch findet, Laden erst öffnen zu können, wenn man die Türen aufgesperrt hat. Das ist mir auch schon aufgefallen. Und wenn man ich bin, lässt man dann den Schlüssel stecken... jaja.) Herr Dornquast rauschte mit Chauffeur ab zum nächsten Termin und ich radelte zurück in "mein" Schloss...

Wenn man gute Beziehungen hat, kriegt man den
fröhlichen Vierländer Bauern zur Ausstellung gratis dazu.

Man sollte nur versprechen, was man halten kann!
Matthias hatte im Rieck-Haus zu tun und nahm mich mit. Das Rieck-Haus ist ein traditionelles Hufnerhaus der Vier- und Marschlande, erbaut ab 1533. Jetzt ist es ein Museum und vermittelt anhand verschiedener Gegenstände und der Einrichtung die Aura des Lebens in früherer Zeit...  Es gibt auch hier eine Windmühle und diese Kistchen, in denen man früher geschlafen hat... ein eher beklemmender Brauch, dieses Schlafen in seitlich offenen Kisten. Auch wenn diese Art von "Holzpyjama" wärmend ist, so möchte ich nicht wissen, wie es darin riecht bzw. was für eine Fauna sich da drin auch wohlfühlt... Brrr!

Eigenartig: Obwohl der Folder "Geschichte zum Anfassen" verspricht, darf man im Rieck-Haus eigentlich gar nichts anfassen, zahlreiche Schildchen weisen darauf hin.
Schon ein wenig enttäuschend, dass man zwar die Toilette aus dem vorigen Jahrhundert widmungsgemäß benutzen, das alte Geschirr oder die Truhen aber nicht einmal berühren darf. Wobei: In diesen alten Schlafkisten muss ich auch nicht unbedingt probeliegen.


Keine Kommentare: