Samstag, 28. September 2013

„Im Grunde haben wir zu wenig Zeit eingeplant, Elke!“

"Slam & Howie And The Reserve Men"
sind wohl auch keine typischen Schweizer...
Donnerstag ist Weggehtag in Bergedorf, da steppt überall der Bär! Im Happy Billard ist der Club am Donnerstag für gewöhnlich zu Gast, so auch diesmal. "Slam & Howie And The Reserve Men" aus der Schweiz rockten das Haus. Aufgrund des derzeit stattfindenden Reeperbahn Festivals waren etwas weniger Leute.
Thomas Dahm war auch da und Matthias' Freundeskreis, den ich mir sofort unter den Nagel reißen wollen würde, wäre ich hier zuhause. Soll noch einer sagen, die Norddeutschen hätten keinen Humor... irgendwie gehen mir diese Vorurteile und nationalitätsabhängigen Zuschreibungen schon total gegen den Strich!
Dank Ulli bin ich wieder sicher nach Hause gekommen, diesmal sogar mit Schlüssel. (Dass ich Chaotin meine Brille im Happy Billard vergessen hatte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt ja nicht.)

Hier noch zur Ergänzung eines der netten Schlossgespenster: Detlef Trute, der nicht nur Donnerstag und Freitag im Schloss herumspu... äh.. managt, sondern den theoretischen Hintergrund dafür den Rest der Woche studiert. Auch so ein vielbeschäftigter Mann - und trotzdem fand er Zeit für ein gemeinsames Foto.
Gestern war ich damit beschäftigt zu packen, eine größere Runde als sonst zu laufen und kam sehr spät erst ins Schloss. Zum Glück war Bardo da, denn das Fahrrad war ja eingesperrt... Ella wollte ein Foto von mir damit machen, aber bis es soweit war, saßen wir noch lange in der Kälte herum und hatten Spaß.
"FREIER GEIST" Oliver Hertel. Von der beschrifteten
Karton-Skulptur wusste ich vor meinem Besuch nichts.
Der Tag war fast schon um, bis ich mich endlich auf den Weg zu Oliver Hertel machte, der im Alten Bergedorfer Bahnhof sein Atelier hat. Der liebe Oliver hat was übrig für die Baumseelen. Auch er pflegt eine besondere Beziehung zu den Bäumen (so wie Jan) und richtet sich bei seinen Skulpturen nach dem, was ihm das Holz erzählt. Oliver trinkt gern japanische Tees und war auch viel im Ausland, stets arbeitend und sich inspirieren lassend.
Seine Homepage wurde leider gehackt und er hat kein Geld, sie reparieren zu lassen (vielleicht findet sich ja auf diesem Weg jemand, der das machen kann?). Olivers gesamtes Dasein findet derzeit im Atelier statt. Er ist jemand, der ganz und gar mit seiner Arbeit eins wird. Andere Menschen verstehen Leute wie Oliver oft nicht, was einem aber im Zustand des Flows völlig gleichgültig ist. Oliver braucht nämlich keine Gesellschaft, um glücklich zu sein. Er schöpft sein Lebensglück aus der Erfüllung der Aufgaben, die er sich selbst stellt. Oliver hat vor zwei Jahren eine Skulptur im Bergedorfer Schlosshof vergraben. Er würde gern wissen, inwieweit sich die Natur das Holz schon zurück geholt hat und überlegt, sie irgendwann wieder auszugraben und nachzusehen. Ich hoffe, ich werde dazu eingeladen.
„Im Grunde haben wir zu wenig Zeit eingeplant, Elke!“ - Dieses Zitat verdanke ich einer Besucherin, die gestern ihre Begleiterin ansprach. Irgendwie scheint es mir treffend, ich habe auch zuwenig Zeit eingeplant, obwohl ich vier Wochen hier war. Jetzt bin ich traurig, weil das mein letzter Abend im Schloss ist. Ich möchte hier bleiben und heimfahren gleichzeitig.






Anfassen erlaubt, berühren verboten! ;-)

Jan weiß genau, wo welches Holzklötzchen
 hingehört; Draufsetzen ist grundsätzlich erlaubt.
... Fortsetzung von Mittwoch: War nach der Amtsstunde mit Matthias beim Künstler Jan de Weryha-Wisoczanski zu Gast. Jan hatte mich eingeladen, ihn und seine Sammlung zu besuchen. Der gebürtige polnische Bildhauer zeigte uns seine Skulpturen, die in den Räumen des ehemaligen Lager des Schlosses Bergedorf untergebracht sind.
Sein interessanter Ansatz: Das Holz in seiner Ursprünglichkeit soweit als möglich zu belassen. Jan nimmt sich nur das Recht heraus, drei Varianten an Bearbeitung vorzunehmen: Sägen, Spalten, Brechen. Maximal verkohlt er das Holz, aber weder imprägniert noch lackiert er es. Meiner Anmerkung, dass seine Kunstwerke teilweise in ihrer akribisch konstruierten Bauart doch ein klein wenig "zwänglerisch" wirken, hat er nicht widersprochen :-) Manches sieht aus wie Minimal Music in bildende Kunst übertragen... ich kann seinen Holzskulpturen viel abgewinnen, sie tun gut.
Die Sammlung kann übrigens nach Vereinbarung besichtigt werden.
Im strömenden Regen besuchte ich Bardos Oktoberfest, bei dem alle, die im Schloss arbeiten, eingeladen waren und bis auf ca. vier alle das Gartenhäuschen bevölkerten. Bardos Käsespätzle, außerdem noch Weißwürste, Laugengebäck usw. fanden regen Zuspruch. Da es sich um eine private Party handelte, fotografierte ich nicht. Bardo filmte mich beim Singen und Gitarrespielen, vielleicht lässt er mir ja ein Foto für den Blog zukommen? Detlev nannte mich eine "Wundertüte" und meinte es als Kompliment. Hat auch noch nie jemand zu mir gesagt! :-) Apropos Wunder: Hab ich schon erzählt, dass Bardo vor ein paar Jahren den "Logical Song" bei einem Roger Hodgson-Konzert gesungen hat und seit damals mit Roger quasi superdick befreundet ist? (Also soweit man mit so jemanden superdick befreundet sein kann...)
Die gute Resa führte uns nach Hause. Das war toll, aber kaum, dass sie weg war, kam ich drauf, dass ich meinen Schlüsselbund im Schloss vergessen hatte. Musste meine liebe Vermieterin rausläuten - wie peinlich... Sie war zum Glück noch auf und ließ mich rein, ohne zu murren oder sich über mich lustig zu machen!
Arne Dornquast ist ein Politiker zum Anfassen und eine alle(s)
überragende Persönlichkeit (rechts Gabriela Brockmann).
(Falls es jemanden interessiert: Ich schreibe diesen Blog-Eintrag auf dem verbleibenden Drittel (links außen) meines Laptop-Monitors, was total mühsam ist...)
Am Donnerstag kam ich rechtzeitig zum gemeinsamen Mittagessen mit Matthias und Stefan ins Schloss. Multitalent Stefan hab ich noch gar nicht erwähnt, er ist der Hausmeister des Schlosses und kann eigentlich alles: Tischlern, Didgeridoos und Flöten bauen und spielen, mit Klangschalen massieren, nett sein :-)). Noch schnell ein Zigaretterl im Schlosshof und dann war ich schon wieder zu spät bei meinem nächsten Termin: Bezirksamtsleiter Arne Dornquast empfing mich auf Vermittlung seiner freundlichen Frau Brockmann in seinem herrschaftlichen Büro und zeigte mir seinen Spiegelsaal. Schade, dass der Saal nicht öfter und intensiver genutzt werden kann; der schöne Holzboden ist nicht mehr so belastbar ist...  Bei einer Tasse Darjeeling diskutierten wir vom Nordirlandkonflikt über Spezialausdrücke auf Platt bis zur genderneutralen Schreibweise alle möglichen und unmöglichen Themen. (Jetzt weiß ich auch, warum er mir seinen alten Schreibtisch überlassen hat: u.a., weil  er es unpraktisch findet, Laden erst öffnen zu können, wenn man die Türen aufgesperrt hat. Das ist mir auch schon aufgefallen. Und wenn man ich bin, lässt man dann den Schlüssel stecken... jaja.) Herr Dornquast rauschte mit Chauffeur ab zum nächsten Termin und ich radelte zurück in "mein" Schloss...

Wenn man gute Beziehungen hat, kriegt man den
fröhlichen Vierländer Bauern zur Ausstellung gratis dazu.

Man sollte nur versprechen, was man halten kann!
Matthias hatte im Rieck-Haus zu tun und nahm mich mit. Das Rieck-Haus ist ein traditionelles Hufnerhaus der Vier- und Marschlande, erbaut ab 1533. Jetzt ist es ein Museum und vermittelt anhand verschiedener Gegenstände und der Einrichtung die Aura des Lebens in früherer Zeit...  Es gibt auch hier eine Windmühle und diese Kistchen, in denen man früher geschlafen hat... ein eher beklemmender Brauch, dieses Schlafen in seitlich offenen Kisten. Auch wenn diese Art von "Holzpyjama" wärmend ist, so möchte ich nicht wissen, wie es darin riecht bzw. was für eine Fauna sich da drin auch wohlfühlt... Brrr!

Eigenartig: Obwohl der Folder "Geschichte zum Anfassen" verspricht, darf man im Rieck-Haus eigentlich gar nichts anfassen, zahlreiche Schildchen weisen darauf hin.
Schon ein wenig enttäuschend, dass man zwar die Toilette aus dem vorigen Jahrhundert widmungsgemäß benutzen, das alte Geschirr oder die Truhen aber nicht einmal berühren darf. Wobei: In diesen alten Schlafkisten muss ich auch nicht unbedingt probeliegen.


Donnerstag, 26. September 2013

Königin Charlene und die schöne Helena

Wie schützt man eine Hutnadel?
Die Alsterrundfahrt, die ich mit Gerhard am Montag wagte, war beschaulich, der Kafffe auf dem St. Georg's Dampfer allerdings grauslich. Der Dampfer ist mit seinen 137 Jahren angeblich ältesten Schiff, das hier unterwegs ist. Vielleicht ist der Kafffe ja auch noch von damals.
Das Ambiente am Schiff ist jedenfalls lieb altmodisch, man sitzt auf rotem Samt und wird mit Musik aus den 30er Jahren beschallt. Da ich meine Hutnadeln schützte (??), wurde ich auch nicht verhaftet (Siehe Foto).
Verliebte mich dann in das Lokal Weltbühne neben dem Thalia-Theater.
Melissa (links) und Caroline kamen, um mich zur
 Bergedorfer Kultur abzuprüf... äh.. auszufragen.

Das Hin- und Zurückfahren zum Flughafen, um Gerhard zu begleiten, dauerte länger als der Flug von Hamburg nach Wien. Ein paar Kleinigkeiten einkaufen und zurück nach Bergedorf... ich war noch nicht einmal in meiner Wohnung, da war er schon gelandet.
Dienstag im Schloss - das ist schon fast soetwas wie ein ganz normaler Arbeitstag. Das Museum ist geöffnet, alle werken brav vor sich hin. Außer mir natürlich, denn ich stehe spät auf, gehe laufen und komme dann irgendwann gegen Mittag angeradelt. Ich fing gerade an, richtig zu arbeiten, da kamen Melissa und Caroline von der Stadtteilschule Kirchwerder. Für ihr Projekt "Musik & Kultur in Bergedorf und Umgebung" wollten sie von mir allerhand erfahren. Ein bisschen eine Prüfungssituation, denn da stellt sich die Frage: Wie viel weiß ich denn bereits über die Kultur in Bergedorf?

Am Mittwoch wurde die Amtsstunde wahrgenommen, und zwar, wie schon fast traditioneller Weise, von Huug & Ella. Aber auch neue Gesichter wurden vorstellig: Charlene, die Textlabor-B-Königin. In Bergedorf gibt es nämlich jeden Monat eine freie Bühne, "für jeden, der seine eigenen deutschsprachigen Texte lesen, slammen oder singen möchte." Bitte, Charlenes Haare sind länger als meine und sie trägt dazu eine Krone! Wahnsinn, oder?
(Eigentlich sind wir beide gar nicht so unscharf, aber wenn Ella fotografiert, ist alles schief und verwaschen)

Der zweite Besucher war Hartmut Wolf, auch Lupus genannt, der vergangenen Winter eine Frau
erschaffen hat (also fast so wie ich in meinem Roman!) und zwar "Die schöne Helena", eine Schneeskulptur, die vor dem Schloss für Verwirrung gesorgt hat, weil sie bei Minusgraden nackt in der Gegend herumstand.





Kurzpause :-)

Soll keine Ausrede sein, aber der Laptop nervt... der Bildschirm ist jetzt schon manchmal ganz kaputt, dafür funktioniert das Internet manchmal nicht... und jetzt sitze ich vor einem Drittel Bildschirm, hätte viel zu erzählen, aber ich bin einfach schon zu müde, bitte um Geduld... *gähn*

Montag, 23. September 2013

Von Schleusen, Scheiße und Schwärmen

Es ist alles nicht so einfach. Mit Mondrian in meinem Laptop lebt es sich irgendwie verquer. Mondrians Monitordesign (siehe 18.9.) ist eine starre Welt für sich, die keine Einmischung durch Tastatur oder Software duldet. Tapfer und bescheiden tippe ich im verbleibenden Drittel, was keinen Aufschub duldet.
Während ich gestern noch am Blog arbeitete (Achtung, jetzt wird's selbstreferenziell, das ist ganz ein schlimmes Zeichen für kreative Löcher), kamen Gerhard, Ella & Huug in meine "Amtsstunde". Im Anschluss blieben wir für Stunden im Café La Note sitzen. Es gibt ja eine ganze Welt rund um uns zu besprechen...

Am frühen Abend wurde es Zeit für die große Hafenrundfahrt ("Große Se(h)efahrt") der Bergedorfer Schifffahrtslinie. Bei italienischem Essen wurden wir in einem kleinen Schiff bis nach Hamburg geführt. Das dauert viele Stunden, ist sehr beschaulich und eine sehr feine Art, das Wesen der Stadt und ihrer Umgebung zu erfassen... Durch Schleusen und an Enten, Hausbooten, typischer Architektur vorbei führt die Route. Die City erlebt man dann schließlich schon bei Nacht... Das muss man einfach einmal gemacht haben!
Tipp: Unbedingt warme Jacke, Schal und ggf. Kopfbedeckung mitnehmen, damit man zumindest zeitweise auch bei Fahrtwind an Deck sitzen kann! Und: Zigaretterauchen geht am besten, wenn das Schiff vor einer Schleuse wartet.

IKEA für Depressive? Santiago Sierras Sofas sind (aus) Scheiße,
aber ich wollte mich eh nicht draufsetzen.
Auf Empfehlung meines Kollegen Michi hatte ich für heute 12 h eine Führung durch die Ausstellung von Santiago Sierra in der Sammlung Falckenberg gebucht. Wenn ich daran denke, dass ich sogar noch frühmorgens auf den Fischmarkt gehen wollte... mit Ach und Krach schafften wir's bis Harburg, um 5 Minuten vor 12 h irrten wir dort durch die Gegend, bis Gerhard einen Herrn hinter uns nach dem Weg fragte. Das war eine tolle Idee, weil sich der Herr nämlich als Dr. Johannes Lothar Schröder entpuppte, der ebenso wie wir Richtung Ausstellung unterwegs war. Johannes ist Kunsthistoriker mit Schwerpunkt Performance und schreibt und macht interessante Dinge (z.B. publiziert er auch einen Blog: http://owlperformanceart.eu).
Starke Begriffe zu visualisieren und zu dekonstruieren
mag ein alter Hut sein - uns hat's trotzdem gefallen.


90 Minuten lang durch eine Ausstellung geführt zu werden, fand ich sehr sinnvoll und mir war nicht eine Minute langweilig. Ich verstand die Beschreibungen und Querverweise der Dame, die uns führte, ganz gut - nachvollziehen konnte ich nicht alles. Einerseits fehlte mir doch hie und da das entsprechende Vorwissen, andererseits das Verständnis für Dinge wie Sofas aus menschlicher Scheiße (so eingetrocknet und alt sie sein mag).

Auch will ich mich nicht weiter mit dem Konzept befassen, eine Synagoge per Autoabgaseinleitung in eine Gaskammer zu verwandeln.
Johannes und ich vor der Dekonstruktion von Fleisch;
ganz nach dem Motto: "Kühlen Kopf bewahren!"
Mein Resumée: Herr Sierra war offenbar ein verwöhnter Junge, der - vermutlich eloquent, selbstbewusst (oder gar -überschätzend) und charismatisch - die internationale Kunstwelt mit ein paar zweifelsfrei Aufsehen erregend neuen und einem abgegriffenen Stapel nahezu etablierter Einfälle einzuwickeln wusste. So hat er sich wohl seinen Platz erkämpft. Weil er gerne trotzt und anecken will, startet er dann und wann seine persönliche "Salon-Revolte" (Zit. Johannes Schröder). Ist schon sehr schick, eine Gegenposition zur politisch korrekten Gutmenschen-Argumentation zu entwerfen, bloß bleibt er eine stichhaltige Begründung dafür schuldig. Bisschen billig gibt er's dann schon auch, da dürfen sich andere für einen Hungerlohn für seine Kunst abrackern, tatöwieren lassen oder sinnlos in einer Schachtel sitzen.
Meine Neuinterpretation (2009) von Man Rays "Obstruction":
die Blockade wird gelöst, ein Bild entsteht ("Dotschwarm")
Außerdem verwies die Dame noch auf unzählige Zitate aus der Kunstgeschichte. So kann man es auch sehen. Ich denke aber: Sind das Zitate oder kupfert er einfach ab? Oder prägen einfach die Dinge, die man erfahren und erlebt hat, das künstlerische Tun - teils unbewusst? Was mich auch interessiert: Warum macht jemand einen Unterschied zwischen seiner politischen Botschaft und seiner künstlerischen Form? Muss man das auf diese Art rechtfertigen: Reduziert (!!) ihn nicht auf die politische Botschaft, sondern anerkennt ihn auch als formal interessanten Künstler. - Wozu ist das bitte nötig? Hat ein Künstler erst eine Berechtigung, wenn er formalen Ansprüchen genügt? Wer behauptet das und welche formalen Ansprüche sollen das sein? Ich bin schon ein wenig ratlos aus der Ausstellung raus gegangen, muss ich zugeben. Aber ich bin ja auch keine Kunsttheoretikerin.
Zwar waren wir mit Johannes Schröder und der Dame, die uns führte, noch beim Türken auf ein kleines Mittagessen, aber ich wollte dann auch nicht auf diesen Themen herumreiten.
Noch dazu nahm uns Johannes in eine weitere Ausstellung, und zwar am Harburger Bahnhof, mit. Dort präsentiert der Kunstverein Harburger Bahnhof "move-align-avoid. Vom Schwarm als Prinzip und Phänomen" . Da sah man Mark Thompsons Video von 1976 ("Immersion"), in dem sich 40.000 Bienen auf dem Künstler niederlassen oder eine Installation aus Kleiderbügeln von Man Ray namens "Obstruction" (1920/1964), die ich 2009 einmal (unwissentlich) neu interpretiert habe. (In der Jugendherberge in Cork ging der Fernseher mangels Antenne nicht - und ich produzierte mit Kleiderbügeln den gewünschten "Dotschwarm") Ist doch lustig - und ganz ohne Kunstförderung!

Ratlos vorm Rathaus: an manchen Tagen wächst
einem einfach alles über den (oder aus dem?) Kopf
Nachdem wir den Schwärmen unsere Referenz erwiesen hatten, gingen Gerhard und ich noch spazieren in der City. Wir empfehlen für einen KAFFFE nahe der Speicherstadt das Café Minah, wo es 1a Käsekuchen, freundliche Bedienung und ein gepflegtes Klo (auch wichtig bei einem Stadtrundgang!) gibt.
Den Abend verbrachten wir bei und mit Bardo und Claudia, Lasagne und Weißwein. (Wer braucht dann schon einen "Tatort"?)
Für immer im Gedächtnis abgespeicherte Impressionen:
die wunderbare Speicherstadt

Samstag, 21. September 2013

Edel: Inas Torten, Thomas' Intarsien

Gerhards Blick der Verzückung, im Hintergrund
mein Fahrrad, wie immer irgendwie im Weg.
Das muss man gekostet haben: Eine Spezialität der Region, die Friesentorte :-) Im Café La Note im Schlosshof bäckt Ina täglich solch edlen Sünden.  Als ich ein Stück für Gerhard und mich bestellte, sagte sie voller Überzeugung: "Aber dann kommst du nachher und bestellst noch eines. Also nimm doch gleich zwei." Ein Stück pro Person war dann gerade genug für den Anfang.
Im Schloss war gestern wieder viel los. Und wir hatten andere Pläne, als uns durch Inas Torten zu kosten, auch wenn das ein sehr verlockendes Alternativprogramm für alles sein kann.
Wir fuhren mit dem 327er Bus Richtung Neuengamme, um den Intarsientischler Thomas Dahm zu besuchen. Zum Glück lernten wir im Bus noch eine nette Dame kennen, die zufällig ein paar Häuser weiter von ihm wohnte, so fanden wir gleich hin.


Thomas Dahm ist ein echter FEINGEIST. Als einer von wenigen ist er Tischler und Intarsientischler in einer Person. Und er widmet sich nicht nur dem traditionellen Handwerk der Vierländer Intarsien, sondern erweitert sein Spektrum durch den Bau und die Gestaltung von E-Gitarren und -Bässen.

Thomas mag nämlich gute Musik (darum war's auch kein Zufall, dass ich ihn beim Club am Donnerstag kennengelernt hab - noch dazu raucht er - so trifft man sich eben!). Und mit Holz kennt er sich aus. Derzeit arbeitet er an drei Gitarren, die er demnächst persönlich ausliefern wird. Aber nicht nach Allermöhe oder Wentorf, sondern gleich nach Nashville, Tennessee, USA. Dort wartet eine junge Band namens "The Delta Saints" schon sehnsüchtig auf die Geräte. Und weil ein sicherer Versand teuer ist, fliegt Thomas kurzerhand selbst hin. (Ich glaube ja auch, dass Thomas einfach dabei sein will, wenn die Musiker ihre/ seine Gitarren das erste Mal berühren... so wie ein Papa, der seine Töchter zum Traualtar führt, quasi).
Gerhard in inniger Umarmung mit RosaLee.

Thomas' eigene Gitarre heißt "RosaLee" und als ich sie sah, bekam ich eine Gänsehaut (und fühlte mich vielleicht ein bisschen so wie Rainhard Fendrich in seinem Song "Zweierbeziehung"), obwohl ich nicht so e-gitarrennarrisch bin wie Gerhard. Gerhard hat sie dann ehrfürchtig ausprobiert. Bei ihm wäreRosa Lee auch in guten Händen. (Unter Wasser, wie bei "Mermaid's Call" spielen die Lazy Diamonds nämlich für gewöhnlich nicht). Thomas meint aber, RosaLee sei eigentlich von ihrem Design her eigentlich eine Gitarre für Mädels. Einen warmen Klang hat sie und ist noch dazu sehr leicht. Thomas' Freude an seinem neuen Werkstück konnte ich auch noch einfangen...


Empfehlung fürs Abendessen (vielfältige Auswahl, aber etwas unkoordinierte Bedienung): Café Restaurant November, Bergedorfer Straße.

Freitag, 20. September 2013

Was ist los mit der Wetter Inge?

Es regnet und ist frisch. Vielleicht sollten wir mehr dem Wettergeist huldigen, das ist ein altes Weiberl namens Inge, nach der man hier in Bergedorf sogar eine Straße benannt hat. Ich stelle sie mir kräuterhexenartig vor, wie sie so in ihrem selbst produzierten Nebel hockt und es regnen lässt. Wahrscheinlich züchtet sie Nacktschnecken in der Größe von Wildschweinen, wer weiß?

Mein Besuch im Bille-Bad war doch eher nicht so toll. Das nächste Mal geh ich wieder zu Amira Haarewaschen. Angefangen hat es damit, dass ich in die falschen Umkleidekabine stolperte und zwar in die von Vereinen, Schulen und Gruppen. Hatte aber aus praktischen Gründen keine Brille auf und das Schild daher übersehen, was dann doch eher unpraktisch war. Als ich den Fehler bemerkte und meine Sachen holen wollte, erschreckte ich einen kleinen nackten Buben, der dann aber nach eigenen Angaben kein Problem damit hatte, allein mit einer fremden Frau in einem Raum zu sein. Ich fühlte mich unwohl bei dem Gedanken, jemand könnte mich für pervers halten, wie da so durch die Kindergarderobe schleiche.
Als ich dann schwimmen wollte, teilte mir ein ca. 13-jähriges Mädchen in autoritärem Tonfall mit, dass ich da nicht dürfe, denn hier würde trainiert. Der Rest des Beckens war bis auf ein kleines Eckchen dem Training und einer weiteren geschlossene Gruppe vorbehalten. Und im Freien war mir das Wasser zu kalt und die Luft oben drüber sowieso. Bin vom Thermalbad in Baden bei Wien verwöhnt. Extrem unpraktisch war dann das Haarewaschen in der Dusche in einem Stockwerk in Kombination mit Haarfön und Umkleidekabine im anderen. Wer hat sich das ausgedacht? Ich habe hier keine Badeschlapfen mit (wäre sich im Gepäck nicht mehr ausgegangen) und musste deshalb barfuß durch die relativ kühlen Gänge huschen, also alles total unangenehm.

Abends war ich mit Matthias und seinem lustigen Freundeskreis bei einem Konzert von Neil Taylor, einem angeblich superberühmten Sideman von noch berühmteren Superstars (Robbie Williams & Co). Das Konzert fand im Belami statt, wo, ebenso wie bei Club am Donnnerstag, auch rein zufällig Donnerstags Bands auftreten... Zu später Stunde kam mein Mann Gerhard vom Flughafen direkt ins Belami!

Hier rechts noch ein Bild von mir und der lieben Beate, die im Museum arbeitet und fallweise an der Kassa sitzt. (Wir haben's sehr lustig miteinander, besonders, wenn wir versuchen, ein Foto von uns zu machen.)